Mühlviertler Kernland: Mensch.Wert.Leader-Region




Dorfbegehung

Im Herbst 2016 fanden in Windhaag bei Freistadt, Pregarten, Kefermarkt und St. Oswald bei Freistadt Gemeindeschulungen im Rahmen eines Leader geförderten Projektes statt. Diese Schulungen stellen Praxisseminare für mehr Barrierefreiheit in den Gemeinden dar. Nähere Informationen erhalten Sie unter Öffnet internen Link im aktuellen FensterGemeindeschulungen.

Um die erworbenen Kenntnisse auch umsetzen zu können, erarbeiteten die ReferentInnen bereits ein Folgeprojekt: Dorfbegehung barrierefrei? - eine Bestandsaufnahme für Gemeinden.

Dorfbegehung barrierefrei - eine Bestandsaufnahme für Gemeinden

Barrieren erkennen

Im Blickpunkt der Dorfbegehung-barrierefrei stehen öffentliche Gebäude (Amtsgebäude, Schulen, Banken, Geschäfte, Arztpraxen, Sporteinrichtungen, Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe), Veranstaltungsräume (Gemeindesäle, Kirchen, Pfarrheime …) und öffentliche Anlagen zur Erschließung dieser Gebäude (Gehwege, Straßenquerungen, Bushaltestellen, PKW-Stellplätze).

Es geht darum, die TeilnehmerInnen zu sensibilisieren um wesentliche Barrieren zu erkennen und Lösungsansätze selbständig zu erarbeiten. Allen Menschen soll die Mobilität und das Leben im Alltag erleichtert werden. Mit der Sensibilisierung der TeilnehmerInnen fallen die Barrieren im Kopf und lösungsorientiertes Planen und Handeln wird möglich, denn laut Bundesbehinderten-Gleichstellungsgesetz und dem OÖ Antidiskriminierungsgesetz sollen alle Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe am täglichen Leben teilhaben können.

Für welche Behinderungsformen gilt es Barrieren zu erkennen?

  • Menschen mit Mobilitätsbehinderungen (Menschen mit Bewegungseinschrännkungen, Menschen im Rollstuhl)
  • Menschen mit Sinnesbehinderungen (schwerhörige oder gehörlose Menschen, sehbehinderte oder blinde Menschen) 

Barrieren abbauen ist das Ziel

  • Durch aktives BEGEHEN Barrieren erkennen und besprechen (sensibilisieren)
  • Die vielfältigen Barrieren für Menschen mit Behinderungen (bewegen, sehen, hören) erkennen
  • Wesentliche gesetzliche Grundlagen kennen lernen
  • Lösungsansätze erarbeiten
  • Zugänge schaffen
  • Wohn- und Lebensqualität für alle Menschen steigern.

Die TeilnehmerInnen

BürgermeisterInnen, AmtsleiterInnen, BauhofleiterInnen, BauhofmitarbeiterInnen, Ehrenamtliche auf Gemeindeebene, MitarbeiterInnen des Dorf- und Stadtentwicklungsvereins, Ortsansässige VertreterInnen von Behindertenorganisationen, Interessierte Menschen mit und ohne Mobilitätseinschränkungen, Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Sinnesbehinderungen.

Der Ablauf

Am Beginn steht eine Einführung in das Thema „Barrieren erkennen“. Diese theoretische Sensibilisierung ist für das Verständnis um Barrierefreiheit und den weiteren Verlauf der Dorfbegehung sehr wichtig.

Für die Selbst-erFAHRung wird ein Rollstuhl zur Verfügung gestellt. Für unerfahrene RollstuhlbenutzerInnen und/oder deren Begleitpersonen wird die Verhaltensempfehlung „Richtig Rollen - Rollstuhl-Assistenz“ zu Verfügung gestellt. Denn der sichere Umgang mit dem fahrbaren Hilfsmittel will gelernt sein.

Um Barrieren sichtbar und messbar zu machen, unterstützen bei der Dorfbegehung auch einige technische Hilfen. Neben dem Fotoapparat kommen unterschiedliche Messgeräte (z. Bsp. Metermaßband, Laser-Entfernungsmesser, Neigungsmesser, Federwaage) zum Einsatz. Weiters gibt es Simulationsbrillen für die TeilnehmerInnen um Sehbeeinträchtigungen wie Grauer Star oder Makuladegeneration nachvollziehen zu können.

Nach der Einführung und Sensibilisierung für Barrieren in der gebauten Umgebung begibt sich der TeilnehmerInnenkreis (max. 20 Personen) auf Entdeckungsreise in ein vorher abgegrenztes Ortsgebiet. Dabei werden etwa 10 Objekte samt ihren Außenanlagen (Wege und Straßenquerungen) auf Ihre Zugänglichkeit in Begleitung von Menschen mit Behinderungen überprüft.

Die TeilnehmerInnen bringen hier bereits ihr erworbenes Wissen aus der Einführung "Barrieren erkennen" ein und erarbeiten vor Ort gemeinsam mit ExpertInnen und Betroffenen erste Handlungsvorschläge. Die ExpertInnen begleiten, dokumentieren und unterstützen die TeilnehmerInnen bei der Erarbeitung von Vorschlägen.

Der Bericht

Die ExpertenInnen verfassen nach der Begehung einen Bericht. Alle entdeckten Barrieren werden fotografisch dokumentiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

Der Bericht erhebt nicht Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Nicht erwähnte Barrieren bleiben trotzdem bestehen.
  • Die Verantwortung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Barrierefreiheit liegt bei der Gemeinde bzw. dem jeweiligen Unternehmer.
  • Gesetzliche Regelungen aus anderen Bereichen müssen bei der Umsetzung berücksichtigt werden.

Die Dorfbegehung kann nur ein Anstoß für die Entwicklung eines Aktionsplans für eine „barriere­freiere Gemeinde“ sein. Nach der Begehung gilt es die Nachhaltigkeit des Begonnenen sicherzustellen und auch noch nicht evaluierte Ortsteile, Gasthäuser und Geschäfte miteinzubinden.

Nachhaltigkeit

Der Erfahrung nach herrscht nach einer Begehung meist Konsens darüber, Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit in einer Gemeinde oder Stadt umzusetzen. Die Initiative in der Gemeinde kann von Menschen mit oder ohne Behinderung, aber auch von Politik und Verwaltung als kommunales Entwicklungsziel formuliert werden.

Um jedoch ins Tun zu kommen braucht es Unterstützung aus der Politik und Verwaltung um "Barrierefreiheit als kommunales Entwicklungsziel" festzulegen. In jedem Fall sollte diese Initiative rasch in eine organisierte Zusammenarbeit übergehen und ein kommunales Gesamtkonzept ins Zentrum der Diskussion stellen. Dieses stellt sicher, dass später alle geplanten Einzelmaßnahmen sinnvoll ineinander greifen.

Wenn es gelingt alle notwendigen AkteurInnen für dieses Projekt zu gewinnen kann auch die Nachhaltigkeit für Barrierefreiheit in der Gemeinde erreicht werden.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne erstellen wir Ihnen ein Angebot.

Hans Dirnberger steht Ihnen Informationen gerne zur Verfügung: hans.dirnberger@a1.net

 

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